Nils Koppruch & Fink

Info

Nils Koppruch (geb. am 27.Oktober 1965 in Hamburg, verstorben am 10.Oktober 2012 ebenda) war Musiker und Maler, er lebte und arbeitete in Hamburg.

Nach einer Lehre als Koch holte Nils das Abitur nach, um sich für ein Germanistikstudium einzuschreiben. Erste musikalische Versuche mit der Gitarre startete er in einem Kinderladen während seiner Zivildienstzeit. Kontakte zur kreativen Szene Hamburgs waren ausschlaggebende Impulse, Musik und bildende Kunst zum Lebensmittelpunkt zu machen.

Von 1996 bis 2006 war er Sänger und Frontmann der Band FINK, schrieb größtenteils deren Musik und Texte, spielte Gitarre, Banjo und Mundharmonika. Mit FINK entstanden sechs Studio-Alben: Vogelbeobachtung im Winter (CD: XXS Records/Indigo, 1997), Loch in der Welt (CD: XXS Records/Indigo, 1998), Mondscheiner (CD: L’Age d’Or Rough/Trade 1999; LP: Trocadero Records), Fink CD: (L’Age d’Or/Rough Trade, 2001), Haiku Ambulanz (Trocadero Records/Indigo, 2003) und Bam Bam Bam (Trocadero Records/Indigo, 2005).

Nach Abschluss der letzten FINK-Tournee “BamBamBam“ löste sich die Band auf, was offiziell im Dezember 2006 auf der Band-Homepage bekanntgegeben wurde. In der Bandgeschichte von FINK hatte es häufige Neubesetzungen gegeben, abermals zeichnete sich ein Besetzungswechsel ab, so dass Koppruch schlussendlich argumentierte, die Band FINK als solche existiere nicht mehr.

Am 05.April 2007 veröffentlichte Koppruch sein Debüt-Album „Den Teufel tun” (V2 Records; 2010 Wiederveröffentlichung bei Grand Hotel van Cleef) als Solo-Musiker. Im Gegensatz zur musikalischen Entwicklung der letzten FINK-Alben reduzierte Koppruch seine neuen Songs hierbei auf sparsame Arrangements, akustische Instrumente und einfache Melodielinien. Textlich kreisen die Lieder um die Selbstreflexion und Neupositionierung als Musiker, und die Verarbeitung von Enttäuschungen und Hoffnung. Nils Koppruch selber bezeichnete seine Musik als „Großstadtfolk“. Durch den von Folk und Americana geprägten Stil des Solo-Albums wurde er gerne als deutschsprachiger Singer-Songwriter kategorisiert.

Von 2007 bis 2009 spielte Nils Koppruch kleinere Tourneen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. 2007 trat er u.a. als Support für Lambchop auf. Die meisten Auftritte bestritt er als Solist, manchmal wurde er von den ehemaligen Bandmitgliedern Christoph Kähler (Schlagzeug) und Lars Paetzelt (Bass) begleitet, selten auch von der Sängerin Meike Schrader, die auch auf dem Album die Backgroundstimme sang. Das Live-Repertoire umfasste neben den neuen Stücken auch FINK-Songs.

2008 entstand in Zusammenarbeit mit Gisbert zu Knyphausen das Lied „Knochen und Fleisch“, das im Rahmen einer Compilation zugunsten der Hamburger Obdachlosen-Initiative „Hinz und Kunzt“ veröffentlicht wurde.

Außerdem schrieb Nils Koppruch die Filmmusik zu dem Dokumentarfilm „Wasser und Seife“ von Susan Gluth, der ab 30.April 2009 in deutschen Kinos zu sehen war. Der Film erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. das Prädikat “besonders wertvoll” von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden und den norddeutschen Filmpreis für die Kategorie “Beste Dokumentation”. Zum Low-Budget Film „Madboy – Hamburgs lautester Heimatfilm” von Henna Peschel steuerte Nils Koppruch den Titelsong “Locked Door” bei.

Während Nils Koppruch bis 2006 seine Arbeit als Musiker von der als Maler zu trennen suchte, löste er in den folgenden Jahren diese Abgrenzung auf.

Als bildender Künstler mit dem Pseudonym „SAM.“ malte Koppruch Bilder, die der sogenannten Cheap-Art oder “Art brut” zugeordnet wurden. Seine Bilder zeichnen sich meist aus durch einen charakteristischen Motivkanon und eine klare, spröde Maltechnik. In Hamburg-St. Pauli betrieb er zunächst allein, dann geeminsam mit “Strandgutfischer” die kleine Laden-Galerie “NEU” in der Wohlwillstraße.

Die Stadt Hamburg und die Interessengemeinschaft der Hamburger Musikwirtschaft (IHM) verlieh 2009 zum ersten Mal den Musikpreis HANS, und Nils Koppruch war der erste Künstler der die Trophäen für drei Gewinnerkategorien gestalten durfte.

Ab Herbst 2009 arbeitete Koppruch an einem weiteren Solo-Album mit dem Titel “Caruso”, das am Freitag den 13.August 2010 beim Hamburger Label Grand Hotel van Cleef erschien.

Im Sommer 2011 ließ Nils Koppruch verlauten, dass er die Arbeit für ein weiteres Album aufgenommen hätte. Im August 2012 erschien das Album “I” mit Gisbert zu Knyphausen unter dem Bandnamen KID KOPPHAUSEN. Im September spielte die neue Band eine gefeierte, ausverkaufte Premierentournee durch Deutschland. Die Band bestand neben seinen Initiatoren aus Marcus Schneider, Alexander Jezdinsky und Felix Weigt.

Das Album ist bei Trocadero erschienen, und wurde von Swen Meyer produziert. Für den Herbst 2012 war eine ausgedehnte Tour geplant. Posthum wurde das Album in zahlreichen Leserpolls hoch gewertet, bekam eine ECHO-Kritikerpreis-Nominierung 2013, sowie den Hamburger Muskpreis HANS für die “Beste Hamburger Produktion 2012″ und einen VUT-Award für das “Album des Jahres 2012″.

Copyright Fotos: Kerstin Schomburg, Frank Blume

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